Niemand will mehr ewig das Gleiche machen

Employer Branding Specialist Anna Haumer Zoku

New Work in der Hotellerie – Arbeiten mal anders bei Zoku

Die Welt verändert sich. Die Business Welt ebenfalls.

Zoku Gründer Hans Meyer und Marc Jongerius haben für Business Reisende und „Working Nomads“ (ein Konzept für Remote Working Konzept) ein und innovatives Hotelkonzept entwickelt.

Aber nicht nur die Hotelgäste finden ein sehr spannendes und einladendes Ambiente vor, auch die Mitarbeiter:innen leben kein 08/15 Hoteljob-Leben.

Wie das alles aussieht, und was Zoku so besonders macht, erzählt uns Anna Haumer, Employer Branding Specialist der Zoku Gruppe im Interview.

Innovation entsteht durch Frustration

Wer kannte das früher nicht? In vielen Unternehmen und Konzernen wurden Mitarbeiter für gewisse Zeiträume in andere Einheiten in andere Länder geschickt, um dort für in Projekten oder Jobs zu arbeiten.

Dieses Konzept der „Expats“ oder „Expatriats“ war – und ist es noch – für Unternehmen sehr teuer, für die Arbeitnehmer:innen allerdings meist sehr angenehm. Es wurden Wohnraum, Familienversorgung und alle möglichen Zuschläge bezahlt. Nach den verschiedenen Wirtschaftskrisen der vergangenen Jahre und der Weiterentwicklung von Online Arbeit reduzierte sich das Angebot dieser Verträge immer weiter. In vollständigem Ausmaß ist es heute meistens nur mehr hohen Führungskräften vorenthalten.

Wer sonst gerne international arbeiten möchte, bekommt oftmals keinen „Expat-Vertrag“ mehr. Es werden nur mehr mittelmäßige Hotelzimmer und vielleicht noch die Reisekosten bezahlt. Ansonsten sind die Abenteurer mehr oder weniger sich selbst überlassen.

Das fördert aber auch die Einsamkeit, wenn man völlig allein in einem fremden Land sitzt. Die Hotelzimmer laden nur selten dazu ein, jemanden einzuladen und bieten kaum Möglichkeiten sich zu bewegen, da das Bett in Wahrheit den Raum dominiert. Außerdem ist man oft müde nach einem langen Arbeitstag und möchte abends nicht mehr losziehen und Menschen kennenlernen.

Hierfür haben sich die Zoku Gründer auf Basis ihrer eigenen Erfahrungen als „Business Nomads“ die Frage gestellt: Wie kann man Business Reisen produktiver und angenehmer gestalten?

Und wie gestaltet man das Arbeitsumfeld der eigenen Mitarbeiter:innen, die ein neues, innovatives Konzept leben und umsetzen sollen?

Hotelzimmer Zoku Vienna

Zoku is all about people

Liebe Anna, vielen Dank, dass wir heute über Euer neues Hotelkonzept und das People Management bei Zoku sprechen können. Eure Gründer haben ja viele Business Reisende befragt, was ihnen beim Reisen fehlt. Die einhellige Meinung war, dass die gängigen Hotelzimmer unpraktisch gebaut sind, vor allem, wenn man etwas länger im Land bleibt. Und, dass sich oft in den fremden Städten und Ländern die Einsamkeit breit macht.

Anna: Ja, genau. Zoku ist ein Zuhause für business nomads, die für einige Tage bis hin zu einigen Monaten in der Stadt wohnen wollen. Wir verstehen uns als neue Form des Businesshotels, ein Hybrid zwischen Wohnen, Arbeiten und Community – das dich gleichzeitig in die lokale Szene eintauchen lässt. Durch platzsparendes Raumdesign und einer ausziehbaren Stiege ist das Bett nicht mehr der Mittelpunkt des Zimmers, sondern es entsteht bei gleichen Quadratmetern ein kleines Wohnzimmer mit Küche, dass auch das Einladen von Gästen ermöglicht. Wir verfolgen beim Konzept also einen klaren Purpose, nämlich unseren „residents“ das Gefühl von zuhause zu geben und Menschen zu verbinden, um Einsamkeit zu bekämpfen. Diese Community entsteht in unseren „Social Spaces“, die auch dem hybriden Konzept folgen. Locals und residents können dort arbeiten, sich treffen, essen, zusammensitzen oder einfach nur die Aussicht über die Stadt genießen. Man kann es sich also als erweitertes belebtes Wohnzimmer vorstellen.


Das Konzept wurde also auf die Bedürfnisse der Geschäftsreisenden abgestimmt. Aber was hat sich bei Euch für die Mitarbeiter:innen geändert? Was macht so eine Idee mit den Hotel Jobs? Was hat sich da entwickelt?

Anna: Unser Purpose ist nicht nur die Basis unseres Konzepts sondern auch unser Unternehmenskultur. Unser Ziel ist es sinnstiftende Jobs zu kreieren und wir brechen dadurch klassische Strukturen der Hotellerie auf. Wir haben starke Werte die unser Arbeitsumfeld beschreiben, bei denen es vor allem um Selbstverwirklichung, Verantwortung, Individualität und Weiterentwicklung geht. Dafür braucht es auch andere Rollen, wie unsere „Sidekicks“. Eine Allrounder Position die die Bereiche Front Office, Service und Bar abdeckt und jeden Tag rotiert. Montags checke ich also jemanden ein, Dienstags serviere ich ihnen Abendessen an unseren Community tables und am nächsten Tag bin ich BarkeeperIn. Man geht dabei wieder zurück zur Sinnquelle der Hotellerie, nämlich GastgeberIn zu sein und Verbindungen zwischen Menschen zu schaffen. Und das ist nur möglich, wenn Mitarbeitende unterschiedliche Kontaktpunkte haben. Natürlich hat dies auch noch weitere Vorteile, Mitarbeitende sind flexibler einsatzbar und natürlich bleibt die Arbeit viel spannender wenn man nicht jeden Tag das Gleiche macht und sich divers weiterentwickeln kann. Diese hybriden Stellen haben wir auch in anderen Bereichen weil unsere Stellen viel flexibler sind und wir uns mehr an unsere Zokus (so nennen wir unsere Mitarbeitenden) anpassen, als starre Jobprofile vorzugeben an die sich Menschen anpassen müssen.


Das klingt sehr spannend! Und wer sind die Menschen, die für Zoku arbeiten?

Anna: Wir haben gesamt derzeit 180 Mitarbeitende aus über 40 Nationen, laut Reisepass. In Wirklichkeit aber noch viel mehr Interkulturalität im Team, durch ihre Wurzeln. Das allein fördert die Diversität, den Austausch, und wie und was die Menschen voneinander lernen. Wir achten sehr stark auf soziale Intelligenz und Werteübereinstimmung und weniger auf bisherige Erfahrungen in der Branche. Da unsere Mitarbeitenden natürlich sehr die Unternehmenskultur prägen, gibt es auch eine Zoku Persona. Dabei geht es aber im Recruiting nicht darum ständigen den gleichen Mensch zu finden, sondern das derzeit richtige Puzzlestück zu finden für unser diverses Team und die Unternehmenskultur ständig zu hinterfragen. Jedes Puzzlestück ist anders und so sehen wir auch unser Team.


Doch wie findet Ihr Mitarbeiter:innen in diesem angespannten Arbeitsmarkt? Die Hotellerie ist unter anderem ein Business mit unattraktiven Arbeitszeiten, mittelmäßigen Gehältern und einem angeschlagenen Ruf. Was macht Zoku anders, dass Ihr genügend Personal für Euren Betrieb findet?

Anna: Wir suchen nicht unbedingt nach Positionen. Wie oben beschrieben, wir suchen nach Menschen. Wir laden Quereinsteiger ein und besetzen auch viele Stellen in Teilzeit. Unsere Mitarbeiter:innen haben oft mehrere Passionen und Interessen. Diese leben sie neben ihrer Arbeit bei uns aus, weil sie durch unser flexibles Arbeitsangebot die Möglichkeit dazu haben.

Zb ist einer unserer Duty Manager in Copenhagen auch Yoga-Lehrer und gibt Klassen im Zoku. Oder jemand ist nebenbei DJane und hat schon für Zoku aufgelegt. Eine andere hat eine große Leidenschaft für Pflanzen und wurde zu unserer unteren Gärtnerin.

Das beflügelt ihre Arbeit bei uns, bringt neue Sichtweisen und fördert den Austausch zwischen den Kolleg:innen und Gästen enorm.

Dazu kommt, dass unsere Beschäftigten in Events und Veranstaltungen mit den Hotelgästen involviert sind . Dort bietet sich die Möglichkeit für spannendes Netzwerken und unter anderem auch für weitere Ideen und Jobs.

Küche und Essensbereich als zentraler Ort des Zusammentreffens

Eure Mitarbeiter:innen scheinen sehr jung zu sein. Wie erlebst du die Arbeitseinstellung der viel kritisierten Gen Z?

Anna: Wir haben durchaus viele Junge im Unternehmen. Ich empfinde es nicht so, dass die junge Generation weniger arbeiten will. Sie hat allerdings einen anderen Drang nach Freiheit. Freiheit, Dinge selbst zu entscheiden, aber auch Reisefreiheit. Bewerber:innen können sich heutzutage die Jobs aussuchen. Sie überlegen, was in ihr Leben, wie sie es leben möchten, passt. Das bedeutet nicht, dass sie automatisch faul sind. Die junge Generation hinterfragt mehr und sucht neue Impulse. Das versuchen wir mit unserer Job Rotation abzubilden.


Wie gestaltest du das Employer Branding? Warum bewirbt sich jemand bei Zoku und nicht in irgendeinem anderen Betrieb?

Anna: Die Hauptgründe sind vor allem das innovative Konzept, unser Purpose und unsere Unternehmenskultur, die sehr anders ist als in der „klassischen Hotellerie“. Wir waren auch das erste Hotel in BENELUX das BCorp* zertifiziert war, was vor allem für die neue Generation ein wichtiger Aspekt ist. Unsere Unternehmenskultur kann man auch anhand der 3 Säulen von Frederic Laloux erklären, für alle die schon mal in purpose-driven-organisation eingetaucht sind:

  • Evolutionärer Sinn: Entwicklungen gehen von allen Mitarbeitenden aus, die immer Teil der Prozessen sind. Unter anderem veranstalten dafür wir quartalsmäßig ein „all Zoku meeting“, wo wir ganz transparent alle Informationen über das Unternehmen mit allen Mitarbeitenden teilen. Wir holen ständig Feedback ein, und hören auf ihre Ideen und ihren Input, um gemeinsam besser zu werden.
  • Self-Management oder Selbstführung – hier geht es um Eigenverantwortung eines jeden Einzelnen. Wir rufen alle Kolleg:innen auf eigenverantwortlich zu handeln und eigenständig Entscheidungen zu treffen. Dies haben wir auch mit eines unserer Werte „Be the busdriver“ und unser Core Kompetenz der Zoku Persona „entrepreneurial“ in der Kultur verankert.
  • Der dritte Punkt ist die Ganzheitlichkeit – also sei du selbst. Und dies ist nur mit flexibleren Rollen umzusetzen, wie vorher beschrieben. Wir empowern auch unsere Zokus sich selbst zu reflektieren und an sich weiterzuentwickeln.


Wie sieht die Zukunft bei Zoku aus? Wie geht es weiter bei Euch mit der Mitarbeiter- und Kulturentwickung?

Anna: Wir arbeiten einerseits gerade dabei Mitarbeitenden noch mehr die Möglichkeit zu geben sich weiterzuentwickeln und noch individuelleres beidseitiges Feedback zu erhalten. Zoku soll ein Ort sein wo man Dinge fürs Leben lernt, die man in keiner Schule findet und wo man einen Beitrag am großen Ganzen leisten kann. Andererseits arbeiten wir auch stark am externen Employer Branding um Anhand Zoku zu zeigen, dass Hotellerie auch anders geht und hoffen damit auch andere Betriebe damit zu inspirieren, um somit glücklichere MitarbeiterInnen zu haben. Denn das Image der Branche und den verbunden Personalmangel können wir nur zusammen bekämpfen!

 

Liebe Anna, vielen herzlichen Dank für das spannende Gespräch und die vielen Einblicke, die du über die Unternehmenskultur bei Zoku Hotels gegeben hast.

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